Digitale Achtsamkeit - Hintergründe


Der Fokus, auf den du deine Aufmerksamkeit lenkst, bestimmt dein Leben.

Schenkst du deine Aufmerksamkeit permanent deinem Smartphone,

dann bestimmt dieses kleine Ding in deiner Hand in hohem Maße, was du wahrnimmst und fühlst.

Und das sollte nicht das Smartphone oder ein sonstiges digitales Gerät sein.

Viel zu wertvoll ist deine Lebenszeit.


Hintergründe


2007 - das iPhone ist geboren

Am 9. Januar 2007 stieg Steve Jobs auf die Bühne im Moscone Center in San Francisco und teilte der erwartungsvollen Öffentlichkeit mit:

"Von Zeit zu Zeit kommt ein revolutionäres Produkt auf den Markt, das alles verändert."

 Tatsächlich drei Geräte in einem sollte es sein: ein iPod, ein Handy und ein Internet-Kommunikationsgerät.

"Wir nennen es iPhone".

 

Rasant begann es, dass danach das Smartphone immer mehr in unser Leben eingedrungen ist. Ein Produkt, das alles verändert. Wer hätte das am 9. Januar 2007 geglaubt, wer hat diese Wort damals überhaupt mitbekommen?

Inzwischen leben wir in einer Gesellschaft, in der die sozialen Medien dominieren. Digital von fast jedem Ort der Welt werden Freundschaften und Ehen geschlossen,  Essen ins Haus bestellt, Treffen vereinbart (schön, wenn die dann noch analog sind), Bankgeschäfte erledigt, E-Mails geschrieben. Auch die Arbeit findet oftmals digital statt (seit 2020 noch mehr als vorher). Das Smartphone zeigt uns den kürzesten Weg, das kommende Wetter, die Aktienkurse und natürlich auch wer mit wem, was unternommen hat oder wer, wo gerade Urlaub macht und vieles, vieles Mehr.

Unser Leben dreht sich mehr und mehr um unsere Smartphones und das, was sie uns zu bieten haben.

 

Ahnte Steve Jobs, was da auf uns zukommen sollte?

Zumindest sind die Mitarbeiter im Silicon Valley offenbar vorsichtiger als der Rest der Welt, zumindest, was der Umgang mit Smartphone und Co. für ihre Kinder bedeutet.

 

Steve Jobs, sagte der „New York Times“ in einem Interview 2007, dass er es seinen Kindern nicht gestattete, das erst neu erschienene iPad zu benutzen. „Wir begrenzen die häusliche Technologienutzung unserer Kinder“, teilte Jobs dem Reporter Nick Bilton mit. Ebenfalls schon 2007 führte Bill Gates, der ehemalige Geschäftsführer von Microsoft, zu Hause eine Beschränkung der Bildschirmzeit ein. Bis zum Alter von 14 Jahren erlaubte er seinen Kindern zudem keine Mobiltelefone.  Im Buch „Screen Schooled“ (2017) stellen Clement und Miles die These auf, dass vermögende Silicon-Valley-Eltern das suchterzeugende Potenzial von Smartphones, Tablets und Computern eher zu begreifen scheinen, als es die allgemeine Öffentlichkeit tut  (Die Erziehungsmethode von Steve Jobs und Bill Gates - Business Insider) 


2020 - die Ärztezeitung warnt vor der Nutzung von Smartphones von Kindern

Kindliche Entwicklung und Smartphones: Vom Smartphone zum Smart Baby?

 25.04.2020 | Medizin

Eine geringere Dichte von Bahnen der weißen Gehirnsubstanz, die die Sprachfähigkeiten unterstützen, schwächere Leistungen beim Sprechen und beim Erkennen von Gegenständen – in Studien konnte bei Kindern ein Zusammenhang mit der häufigen Nutzung von Bildschirm-Medien gezeigt werden. Intensiv genutzt gibt es auch Auswirkungen auf die emotionale Entwicklung des Kindes.

Bereits 72 Prozent der Kinder zwischen 0 und 6 Jahren nutzen digitale Medien; am häufigsten werden dabei Smartphone und Tablet verwendet.

Kindliche Entwicklung und Smartphones: Vom Smartphone zum Smart Baby? | Ärztezeitung (aerztezeitung.at)

 


Der Smombie

Smombie - ein Mensch, der durch den ständigen Blick auf sein Smartphone so stark abgelenkt ist, dass er seine Umgebung kaum noch wahrnimmt. („Smartphone“ und „Zombie“)


Neue Krankheiten auf dem Vormarsch

 

FOMO

"Fear of missing out" - die Angst, die neuesten Informationen und Ereignisse (auf dem Smartphone) zu verpassen. Aus FOMO können sich Angst- oder Panikstörungen entwickeln, bis hin zum völligen Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben. Betroffene können nicht mehr ihren alltäglichen Verpflichtungen nachgehen und ihre beruflichen oder privaten Aufgaben erfüllen.

 

FOBO

„Fear Of Better Options" ist die Angst oder Unfähigkeit, eine Entscheidung zu treffen (die "Qual der Wahl"). Bei einer Fülle von Möglichkeiten auf Online-Plattformen, kann der Einzelne aus Angst, die günstigere Option zu verpassen, nicht mehr auswählen. Es handelt sich um eine soziale Angststörung, die in den Alltag reicht - auch hier im "wahren" Leben kann der Betroffene nicht mehr entscheiden und verzweifelt förmlich daran.

 

Nomophobie

Nomophobie („No-Mobile-Phone-Phobia“, wörtlich „Kein-Mobiltelefon-Angst“). Sie bezeichnet die (Trennungs-)Angst, ohne Mobiltelefon unerreichbar für soziale und geschäftliche Kontakte zu sein. Die Gründe für eine solche Unerreichbarkeit können von Verlust oder Beschädigung des Smartphones bis sogar hin zu einem leeren Akku vielfältig sein. Diese Angst macht sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar: Ängste, depressive Stimmungen, Nervosität,  Schweißausbrüche, Zittern, Herzklopfen, Panik.

 

Doom-Scrolling

Doomscrolling oder Doomsurfing bezeichnet das exzessive Konsumieren negativer Nachrichten im Internet, was gesundheitsschädliche psychophysiologische Folgen haben kann. Verstärktes Doomscrolling setzt das Gehirn größeren Mengen an ungünstigen Nachrichten aus und kann die Fähigkeit des Gehirns einschränken, gute Nachrichten anzunehmen und schlechte Nachrichten auch einmal zu ignorieren. Dies kann zu negativen Emotionen führen, die wiederum dazu führen, dass man sich ängstlich, deprimiert und isoliert fühlt. („doom“ = Schicksal, Verhängnis, Verderben einer Person)

 

Digitaler Narzissmus

Es gibt Menschen, die mit Likes und Kommentaren auf ihre Posts sich einen fiktiven Charakter erschaffen, der nicht ihrer Realität entspricht. Das digitale Zeitalter ist ein Netz, in dem das Ich die Hauptrolle spielt. Komplimente (Likes) können zum Problem werden, wenn sie in eine Abhängigkeit führen. In sozialen Netzwerken besteht diese Gefahr, denn viele sind von den Likes, Followern und Rückmeldungen abhängig und werden schließlich zu Sklaven ihrer Anhänger. Es kommt zu einer Angst, nicht bewundert oder anerkannt zu werden.

 

Ringxiety/ Vibranxiety

"Phantom-Vibrations-Syndrom" oder "Phantom-Klingel-Syndrom" ist die Wahrnehmung, dass das Mobiltelefon vibriert oder klingelt, wenn es das jedoch gar nicht tut. Ringxiety" setzt sich aus den englischen Wörtern "Ring" für "Klingeln" und "Xiety", der Ableitung "anxiety" für "Angst" zusammen. Es handelt sich um "akustischen Halluzinationen". Hier hat offenbar eine Technologie zum ersten Mal eine neuronale Verschaltung verändert.

 

Snapchat-Dysmorphophobie

Fotofilter können das eigene Selfie aufhübschen. Digitale Filter sind bei vielen Apps integriert. Die Gefahr dabei ist, dass sich Nutzer/innen selbst schlecht und minderwertig fühlen, weil man im realen Leben eben nicht so aussieht wie auf den gefilterten Fotos. Das kann zu einer körperdysmorphen Störung führen – einer falsche Wahrnehmung und sogar Ablehnung des eigenen Körpers. Betroffene sind verunsichert, ziehen sich sozial zurück, können depressiv werden oder Essstörungen bekommen. Mit der Snapchat-Dysmorphophobie geht oft der Wunsch zu einer Schönheitsoperation einher, um so auszusehen wie die gefilterte Version. Schönheitschirurgen schlagen bereits Alarm, dass immer jüngere Kund/innen zu ihnen kommen. (Dysmorphophobie: Wie Social-Media-Filter unsere Selbstwahrnehmung zerstören (basicthinking.de))

(wichtiger Hinweis noch hierzu: Dysmorphophobien bzw. körperdysmorphe Störungen können natürlich auch ohne Smartphone entstehen und sind unbedingt immer zu behandeln!)

 

Zoom-Dysmorphie

Und die gibt es nun auch noch - am besten hier nachlesen (und bei der nächsten Video Konferenz am besten dran denken): Zoom-Dysmorphie: Neue Studie zeigt, was Zoom wirklich mit uns macht (basicthinking.de)

  

Natur-Defizit-Syndrom

Es ist das Phänomen einer zunehmenden Entfremdung von der Natur: die Nichtkenntnis und das Nicht-mehr-Erleben natürlicher Rhythmen.

 

Hinzu kommen natürlich viele Augenprobleme, Probleme am Bewegungsapparat und mehr, die ich hier jedoch einmal nicht explizit erwähne. Es geht mir bei dieser Aufzählung um die "neuen" Krankheiten, die jedoch noch nicht so bewusst sind. 


Digital Reality


Ich bin Coachin für Digitale Achtsamkeit (Ausbildung bei Andrea Hartinger: DIGITAL DETOX | Digital Lifebalance (digital-lifebalance.de))